Schweiz Steuern: Einkommen, Körperschaft & mehr [Guide]

Steuern in der Schweiz sind ein komplexes Thema. In diesem Artikel klären wir über das Steuersystem und dessen Einzigartiken, sowie die Steuersätze nach Kantonen und Gemeinden auf.

Aufbau

Zu Beginn ist wichtig zu verstehen, dass das Schweizer Steuersystem ganz anders aufgebaut ist, als in Deutschland oder Österreich. Steuersätze werden nur zum Teil auf Bundesebene definiert variieren dann aber stark nach Kanton und Gemeinde in der man lebt bzw. geschäftlich tätig ist. 

Nachfolgend eine Erklärung der drei Ebenen auf die sich das Steuersystem in der Schweiz aufbaut:

  1. Bundesebene (Föderale Ebene):

    • Direkte Bundessteuer: Die Schweiz erhebt eine direkte Bundessteuer auf das Einkommen von natürlichen Personen (also Privatpersonen) und auf den Gewinn von juristischen Personen (Unternehmen). Der Steuersatz für natürliche Personen ist progressiv, was bedeutet, dass der Prozentsatz mit zunehmendem Einkommen steigt. Unternehmen unterliegen einem proportionalen Steuersatz.
    • Mehrwertsteuer (MwSt): Dies ist die wichtigste indirekte Steuer auf Bundesebene. Der Standardsatz beträgt 7,7 %, es gibt jedoch reduzierte Sätze für bestimmte Güter und Dienstleistungen.
    • Zölle und andere Abgaben: Der Bund erhebt auch Zölle auf importierte Waren und verschiedene andere Abgaben.
  2. Kantonsebene:

    • Kantonssteuern: Jeder der 26 Kantone der Schweiz hat sein eigenes Steuersystem, das unabhängig vom Bund organisiert ist. Die Kantone erheben Steuern auf das Einkommen und das Vermögen von natürlichen Personen sowie auf den Gewinn und das Kapital von Unternehmen. Die Steuersätze können zwischen den Kantonen erheblich variieren.
    • Erbschafts- und Schenkungssteuern: Diese Steuern werden von vielen Kantonen erhoben, jedoch nicht von allen.
    • Grundstücks- und Immobiliensteuern: Viele Kantone erheben auch Steuern auf Immobilienbesitz und -transaktionen.
  3. Gemeindeebene:

    • Gemeindesteuern: Innerhalb eines Kantons erheben auch die Gemeinden eigene Steuern auf das Einkommen und Vermögen von natürlichen Personen sowie auf den Gewinn und das Kapital von Unternehmen. Auch hier variieren die Steuersätze zwischen den Gemeinden.
    • Liegenschaftssteuern: In einigen Gemeinden gibt es zusätzlich spezifische Liegenschaftssteuern.
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Steuern in der Schweiz – Überblick (Tabelle)

Nachfolgend ein Überblick der wichtigsten Steuern und deren Steuersätze je nach Kanton aufgelistet.

Einkommensteuer

Hier ist die Liste der gesamten Einkommenssteuersätze in den Schweizer Kantonen, inklusive der Bundessteuer von 11.5 %, nach aufsteigender Höhe sortiert:

  1. Nidwalden: ca. 23.5-24.5 %
  2. Zug: ca. 23.5-25.5 %
  3. Obwalden: ca. 24.5-26.5 %
  4. Schwyz: ca. 25.5-27.5 %
  5. Appenzell Innerrhoden: ca. 26.5-28.5 %
  6. Luzern: ca. 26.5-29.5 %
  7. Appenzell Ausserrhoden: ca. 28.5-29.5 %
  8. Thurgau: ca. 29.5-31.5 %
  9. Schaffhausen: ca. 30.5-32.5 %
  10. Wallis: ca. 30.5-32.5 %
  11. Glarus: ca. 28.5-30.5 %
  12. St. Gallen: ca. 31.5-33.5 %
  13. Uri: ca. 31.5-32.5 %
  14. Graubünden: ca. 31.5-34.5 %
  15. Aargau: ca. 31.5-33.5 %
  16. Solothurn: ca. 32.5-34.5 %
  17. Zürich: ca. 33.5-34.5 %
  18. Freiburg: ca. 33.5-35.5 %
  19. Basel-Landschaft: ca. 33.5-35.5 %
  20. Bern: ca. 34.5-36.5 %
  21. Tessin: ca. 33.5-35.5 %
  22. Waadt: ca. 34.5-36.5 %
  23. Neuenburg: ca. 33.5-35.5 %
  24. Jura: ca. 34.5-36.5 %
  25. Basel-Stadt: ca. 35.5-37.5 %
  26. Genf: ca. 35.5-37.5 %

Diese Sätze sind indikativ und können je nach spezifischer Situation (z.B. Familienstand, Höhe des Einkommens, spezifische Abzüge) variieren. Auch innerhalb eines Kantons können sich die Steuersätze je nach Gemeinde stark unterscheiden. Es ist wichtig, die genauen Steuersätze bei den jeweiligen kantonalen Steuerbehörden oder einem Steuerberater zu erfragen.

Kapitalertragssteuer

In der Schweiz gibt es keine einheitliche Kapitalertragssteuer im herkömmlichen Sinne, wie sie in vielen anderen Ländern bekannt ist. Stattdessen werden Kapitalerträge (wie Zinsen, Dividenden und Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren) auf verschiedene Arten besteuert:

  1. Zinsen und Dividenden: Diese unterliegen der Einkommenssteuer und werden somit zu den regulären kantonalen Einkommenssteuersätzen sowie der Bundessteuer besteuert.
  2. Kapitalgewinne: Private Kapitalgewinne, zum Beispiel aus dem Verkauf von Wertpapieren, sind in der Schweiz in der Regel steuerfrei. Gewinne aus beruflichem Handel mit Wertpapieren können jedoch als Einkommen besteuert werden.

Die Kapitalertragssteuer wird also durch die Einkommenssteuer auf Kapitalerträge wie Dividenden und Zinsen dargestellt. Diese sind einkommensteuerpflichtig und werden zusammen mit dem übrigen Einkommen besteuert.

Eine spezifische Liste der „Kapitalertragssteuer“ nach Kantonen existiert daher nicht, da diese Erträge in die allgemeine Einkommensbesteuerung fallen. Die Steuersätze sind daher dieselben wie die Einkommenssteuersätze, die ich bereits in einer früheren Antwort genannt habe, unter Berücksichtigung der Bundessteuer.

Vermögenssteuer

gold

Die Vermögenssteuer in der Schweiz wird auf kantonaler Ebene erhoben und variiert stark zwischen den Kantonen. Es gibt keine Vermögenssteuer auf Bundesebene.

Sie fällt auf alle Vermögensgegenstände mit Ausnahme von Hausrat und Versicherungen an. 

Hier ist eine Liste der kantonalen Vermögenssteuersätze, sortiert nach aufsteigender Höhe:

  1. Zug: ca. 0.2-0.4 ‰
  2. Schwyz: ca. 0.3-0.5 ‰
  3. Nidwalden: ca. 0.3-0.5 ‰
  4. Uri: ca. 0.4-0.6 ‰
  5. Obwalden: ca. 0.4-0.6 ‰
  6. Luzern: ca. 0.5-0.7 ‰
  7. Appenzell Innerrhoden: ca. 0.6-0.8 ‰
  8. Thurgau: ca. 0.6-0.8 ‰
  9. Appenzell Ausserrhoden: ca. 0.6-0.8 ‰
  10. Glarus: ca. 0.6-0.8 ‰
  11. Tessin: ca. 0.7-0.9 ‰
  12. Basel-Landschaft: ca. 0.7-1.0 ‰
  13. Wallis: ca. 0.8-1.0 ‰
  14. Schaffhausen: ca. 0.8-1.0 ‰
  15. St. Gallen: ca. 0.8-1.0 ‰
  16. Graubünden: ca. 0.8-1.1 ‰
  17. Aargau: ca. 0.9-1.1 ‰
  18. Zürich: ca. 1.0-1.1 ‰
  19. Solothurn: ca. 1.0-1.2 ‰
  20. Freiburg: ca. 1.0-1.2 ‰
  21. Waadt: ca. 1.1-1.3 ‰
  22. Bern: ca. 1.1-1.4 ‰
  23. Neuenburg: ca. 1.2-1.4 ‰
  24. Basel-Stadt: ca. 1.2-1.5 ‰
  25. Jura: ca. 1.3-1.5 ‰
  26. Genf: ca. 1.3-1.6 ‰

Diese Promillesätze beziehen sich auf das steuerbare Vermögen, das je nach Kanton unterschiedlich definiert und berechnet wird. Einige Kantone haben Steuerfreibeträge, die das Vermögen bis zu einem bestimmten Betrag von der Steuer befreien. Auch hier können sich die tatsächlichen Steuersätze je nach individueller Situation und Gemeinde unterscheiden.

Krypto (Trading, Mining, Staking & ICO)

Hinsichtlich Kryptowährungen gibt es in der Schweiz verschiedene Steuersätze, die nach Tätigkeit variieren. 

  • Privates Trading: Bei einfachem Kauf und Verkauf von Kryptowährungen im privatem Rahmen fallen auf Gewinne keine Steuern an. 

    Wer jedoch sehr aktiv ist läuft Gefahr in den Steuerbereich des gewerbsmäßigen Trading zu fallen. Nachfolgend fünf Anhaltspunkte, um im Bereich des privaten Tradings (steuerfrei zu bleiben).

    1. Haltedauer: Die Haltedauer sollte länger als 6 Monate betragen.
    2. Kapitalzuwachs: Der Bestand am Anfang des Jahres darf im selben Jahr nicht um das 5 fache Wachsen. Sprich ein Trading Jahr, welches mit beispielsweise 100.000 CHF begonnen wird, sollte nicht im selben Jahr auf 500.000 CHF steigen.
    3. Einkommen: Das Einkommen einer Person darf maximal zu 50% aus Kryptowährungen kommen. Sollte man persönliches Einkommen zu über 50% aus Kryptowährungshandel erzielen wird man als kommerzieller Trading eingestellt.  
    4. Fremdkapital: Trading mit Fremdkapital ist gewerbsmäßig. 
    5. Optionen: Trading mit Optionen ist gewerbsmäßig. 

  • Gewerbsmäßiges Trading: Bei kommerziellen Trading über eine Trading Firma (Einzelunternehmen, GmbH oder Ähnliches) fallen die jeweiligen Steuern an. Da dies steuerlich erfasst wird, kann man entsprechend auch Verluste geltend machen. 

Gewinnsteuer (Körperschaftssteuer)

Die Gewinnsteuer in der Schweiz wird auf Unternehmensgewinne erhoben und besteht aus einer Bundessteuer (8%) sowie kantonalen und kommunalen Steuern. Die Sätze variieren je nach Kanton erheblich. Die kombinierte effektive Steuerbelastung (Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern) für Unternehmen liegt in der Regel zwischen etwa 12 % und 22 %, abhängig vom Kanton.

Hier ist eine Liste der gesamten Gewinnsteuerbelastung (kombiniert aus Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern) für Unternehmen in den Schweizer Kantonen, sortiert nach aufsteigender Höhe (Stand: 2023/2024). Die Prozentsätze sind gerundet und können je nach spezifischen Faktoren wie Unternehmensstruktur und Gemeinde leicht variieren.

  1. Zug: ca. 11.9 %
  2. Nidwalden: ca. 12.0 %
  3. Appenzell Innerrhoden: ca. 12.6 %
  4. Obwalden: ca. 12.7 %
  5. Uri: ca. 12.7 %
  6. Luzern: ca. 12.8 %
  7. Schwyz: ca. 12.9 %
  8. Glarus: ca. 14.1 %
  9. Appenzell Ausserrhoden: ca. 14.2 %
  10. Thurgau: ca. 14.4 %
  11. Schaffhausen: ca. 14.5 %
  12. St. Gallen: ca. 14.9 %
  13. Aargau: ca. 15.1 %
  14. Solothurn: ca. 15.5 %
  15. Tessin: ca. 16.2 %
  16. Wallis: ca. 16.4 %
  17. Freiburg: ca. 16.6 %
  18. Basel-Landschaft: ca. 16.9 %
  19. Zürich: ca. 19.2 %
  20. Genf: ca. 19.2 %
  21. Neuenburg: ca. 19.6 %
  22. Waadt: ca. 19.7 %
  23. Basel-Stadt: ca. 19.9 %
  24. Bern: ca. 20.5 %
  25. Graubünden: ca. 21.1 %
  26. Jura: ca. 21.6 %

Diese Zahlen spiegeln die allgemeine Steuerbelastung für Unternehmen wider, wobei die tatsächliche Belastung je nach zusätzlichen Abzügen und spezifischen Unternehmensumständen variieren kann.

Bemerkenswerte Merkmale

  • Steuerföderalismus: Durch die Aufteilung der Steuerhoheit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden entsteht ein System des Steuerföderalismus. Dies ermöglicht eine gewisse Steuerautonomie auf lokaler Ebene, was zu einer hohen Diversität der Steuersätze und Steuerregeln innerhalb der Schweiz führt.
  • Steuerwettbewerb: Aufgrund der föderalistischen Struktur und der Autonomie der Kantone und Gemeinden gibt es einen starken Steuerwettbewerb zwischen den Regionen. Das kann dazu führen, dass wohlhabende Personen oder Unternehmen gezielt in steuerlich günstigeren Kantonen ansiedeln.

Steuererklärung und Verwaltung

Jede steuerpflichtige Person muss eine Steuererklärung ausfüllen, in der Einkommen, Vermögen und bestimmte Ausgaben deklariert werden. Die Steuerverwaltung wird auf der Ebene der Kantone durchgeführt, die dann die Bundessteuer zusätzlich zum kantonalen und kommunalen Anteil erheben.

Zusammenfassung

Das Schweizer Steuersystem ist föderalistisch aufgebaut, was bedeutet, dass Steuern auf drei Ebenen erhoben werden: Bund, Kantone und Gemeinden. Jeder Kanton hat eigene Steuergesetze und -sätze, die zu erheblichen Unterschieden in der Steuerbelastung führen. Die Schweiz erhebt keine einheitliche Kapitalertragssteuer; stattdessen werden Zinsen und Dividenden als Teil des Einkommens besteuert, während private Kapitalgewinne meist steuerfrei sind. Ein weiteres einzigartiges Merkmal ist die Vermögenssteuer, die kantonal erhoben wird. Zudem sind die Steuersätze generell moderat, was die Schweiz zu einem attraktiven Standort für wohlhabende Einzelpersonen und Unternehmen macht.

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