Ein anonymes Bankkonto zu eröffnen kann viele Gründe haben und entsprechende Vorteile biete. Nachfolgend eine Einführung zu allen legalen Möglichkeiten hinsichtlich anonymes Banking inklusive Anleitung.
Einführung – Wie weit geht die Anonymität?
Eingangs ist es wichtig zu verstehen, dass Anonymität immer an das Land gebunden ist in dem sich die Bank befindet. Sprich eine Bank ist nur so anonym, wie es das Land bzw. die Jurisdikation erlaubt, in der sie tätig ist. Verschiedene Länder haben wiederum über die Grenzen hinaus gemeinschaftliche Abkommen zum Datenaustausch geschlossen.
Nachfolgend die wichtigsten grenzüberschreitenden Abkommen, die man hinsichtlich Anonymität beachten muss bzw. je nach Ausgangsituation ein Ausschlusskriterium sind.
EU
Innerhalb der Europäischen Union (EU) gibt es faktisch kein traditionelles Bankgeheimnis mehr, wie es früher in einigen Ländern existierte. Das Bankgeheimnis wurde weitgehend durch internationale Standards und europäische Gesetzgebung zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Geldwäsche abgeschafft.
Gründe für das Ende des Bankgeheimnisses in der EU
Common Reporting Standard (CRS): Die EU-Länder haben den CRS implementiert, der den automatischen Austausch von Finanzinformationen zwischen den Steuerbehörden der Mitgliedstaaten ermöglicht. Dadurch müssen Banken in EU-Ländern Informationen über Kontoinhaber und deren finanzielle Aktivitäten an die Steuerbehörden weitergeben. Dazu später mehr.
Europäische Richtlinien: Die EU hat mehrere Richtlinien erlassen, die das Bankgeheimnis in seiner traditionellen Form aufheben. Dazu gehört die „Zinsbesteuerungsrichtlinie“, die bereits 2005 den Austausch von Informationen über Zinserträge zwischen den EU-Staaten eingeführt hat, und die „Richtlinie über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden“ (DAC), die den Austausch von Steuerdaten regelt.
Anti-Geldwäsche-Gesetze: Strengere Anti-Geldwäsche-Gesetze in der EU haben ebenfalls zur Aufhebung des Bankgeheimnisses beigetragen. Banken sind verpflichtet, umfassende Informationen über ihre Kunden zu sammeln und verdächtige Transaktionen zu melden.
Fazit: Insgesamt gibt es in der EU also kein Bankgeheimnis mehr in der Form, die es früher gab. Die Transparenz im Finanzsektor wurde erheblich erhöht, um Steuerhinterziehung und illegale Finanzströme zu bekämpfen. Banken bzw. Fintechs wie Revolut, N26, Wise sind somit vollkommen transparent.
CRS
Automatischer Informationsaustausch: Unter dem CRS melden Finanzinstitute wie Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen Daten über Konten, die von natürlichen Personen oder Unternehmen gehalten werden, an die lokalen Steuerbehörden. Diese Informationen umfassen unter anderem:
- Name, Adresse und Steueridentifikationsnummer des Kontoinhabers
- Kontonummer
- Kontosaldo oder Wert des Kontos am Jahresende
- Zinserträge, Dividenden, und andere Einkünfte auf dem Konto
Internationale Zusammenarbeit: Die gemeldeten Informationen werden dann von den Steuerbehörden der jeweiligen Länder automatisch an die Steuerbehörden der Länder übermittelt, in denen der Kontoinhaber steuerlich ansässig ist.
Globale Reichweite: Der CRS wird von über 100 Ländern und Jurisdiktionen weltweit angewendet, darunter die meisten Länder der Europäischen Union, Kanada, Australien, Japan, China und viele mehr.
Ziel: Durch die Implementierung des CRS sollen Steuerbehörden weltweit besser in der Lage sein, Einkommen und Vermögen ihrer Steuerpflichtigen im Ausland zu überwachen und somit Steuerhinterziehung zu verhindern.
Jedes teilnehmende Land hat den CRS in seine nationalen Gesetze integriert, was bedeutet, dass Finanzinstitute in diesen Ländern verpflichtet sind, die entsprechenden Daten zu sammeln und zu melden. Der Informationsaustausch erfolgt jährlich.
Für Kontoinhaber bedeutet der CRS, dass ihre Finanzinformationen international ausgetauscht werden können, was dazu führt, dass es schwieriger wird, Vermögenswerte im Ausland zu verbergen, um Steuerpflichten zu umgehen.
Fazit: Wer also auf Anonymität wert liegt für den sind die meisten Länder aufgrund des CRS mittlerweile uninteressant, da diese sich hinsichtlich oben genannter Informationen untereinander austauschen.
FATCA
Meldepflichten: FATCA verlangt von ausländischen Finanzinstituten, detaillierte Informationen über Konten, die von US-Steuerpflichtigen oder von ausländischen Einrichtungen gehalten werden, an denen US-Steuerpflichtige eine wesentliche Beteiligung haben, an den IRS zu melden. Diese Informationen umfassen:
- Name und Adresse des Kontoinhabers
- US-Steueridentifikationsnummer (TIN)
- Kontonummer
- Kontosaldo oder Wert
- Erträge auf dem Konto (z. B. Zinsen, Dividenden)
Steuerabzug: Wenn ein ausländisches Finanzinstitut sich weigert, die Anforderungen von FATCA zu erfüllen, kann die US-Regierung einen Abzug von 30 % auf bestimmte US-Einkünfte dieses Instituts vornehmen, einschließlich Zinserträgen und Dividenden.
Weltweite Reichweite: FATCA hat eine globale Reichweite und betrifft Finanzinstitute in fast allen Ländern weltweit. Die USA haben bilaterale Abkommen mit vielen Ländern geschlossen, die als Intergovernmental Agreements (IGAs) bezeichnet werden, um die Umsetzung von FATCA zu erleichtern.
Für US-Bürger und US-Steuerpflichtige bedeutet FATCA, dass ihre ausländischen Konten und Vermögenswerte dem IRS offengelegt werden, wodurch Steuerhinterziehung erschwert wird. FATCA hat auch weltweit Auswirkungen auf Finanzinstitute, da sie umfassende Compliance-Maßnahmen ergreifen müssen, um den Anforderungen des Gesetzes nachzukommen.
Unterschiede zwischen FATCA und CRS:
Während FATCA ein einseitiger US-amerikanischer Standard ist, der Informationen über US-Steuerpflichtige sammelt, ist der Common Reporting Standard (CRS) ein globaler Standard, der von der OECD entwickelt wurde und den Informationsaustausch zwischen zahlreichen Ländern weltweit regelt. CRS hat eine breitere Anwendung, da es den gegenseitigen Informationsaustausch zwischen vielen Ländern ermöglicht, während FATCA spezifisch auf US-Steuerpflichtige abzielt.
Fazit: FATCA ist ein jsehr weit reichendes Informationsaustauschabkommen der USA, welches die meisten Länder zwar unterstützen, aber letztendlich nur für Personen und Entitäten (LLC, C-Corp…) relevant ist, welche in den USA steuerpflichtig sind.
Kriterien für ein Bankkonto
Neben dem großen Aspekt Anonymität, sollten Konten vor allem nachfolgende Kriterien erfüllen, um auch wirklich langfristig brauchbar zu sein.
Nutzerfreundlichkeit & Support
Ein wichtiger Faktor ist die Nutzerfreundlichkeit vom Online Banking und der Support. Viele Nutzer die aus dem europäischen Raum kommen und Apps wie Wise, Revolut oder auch andere modernen (Neo)Banken gewohnt sind werden feststellen müssen, dass die meisten Offshore Konten ziemlich weit weg von diesen Standards sind.
Nutzerfreundlichkeit und Support sind entsprechend entscheidend bei der Auswahl eines neuen Bankkontos.
Sicherheit
Darüber hinaus ist Sicherheit mitunter einer der wichtigsten Faktoren, denn Anonymität ist nichts wert, wenn die Bank Pleite geht bzw. es zu einem Bankrun kommt und man keinen Zugriff mehr auf die Assets hat.
Neben der Bank ist auch das Land in dem diese etabliert ist besonders wichtig. Denn ist gibt Länder wie Afghanistan, Syrien, Nordkorea, Eritrea und andere Länder, welche Spitzenreiter im Bereich Anonymität sind und weder an FATCA noch CRS teilnehmen, aber dafür zu instabil sind.
Gebühren
Ein Faktor der auch eine Rolle spielen kann sind Gebühren und Mindesteinlagen. Erstes ist meist nebensächlich, aber vor allem angesehene (Privat-) Banken können oftmals hohe Mindesteinlagen verlangen.
TOP 5 Länder
Hinsichtlich der oben genannten Aspekte ist die Auswahl der Länder bzw. Banken abhängig von Ort an dem man wohnhaft ist. Nachfolgend eine Auflistung an Länder, welche vor allem für europäische Personen, welche aus der EU kommen bzw. dort leben interessant sind.
USA
Eines der interessantesten Länder sind vermutlich die USA, den mit der Finanzhauptstadt New York sind sie Heimat zahlreicher Spitzenbanken. Hinsichtlich Sicherheit haben amerikanische Banken hohe Standards und sind allgemein auch ei wirtschaftlich starkes bzw. stabiles Land.
Hinsichtlich Anonymität für viele Europäer interessant, da die USA nicht am CRS teilnimmt und auch (offensichtlicherweise) außerhalb der EU liegt.
Voraussetzungen: Reisepass,ITIN (amerikanische Steuernummer), (temporäre) Adresse ind den USA, Eröffnung nur vor Ort
Vorteile: Hohe Sicherheit, Hohe Reputation, Kein CRS Mitglied, Nutzerfreundlich & keine Sprachbarriere
Folgende Banken sind zu empfehlen:
- Bank of America
- Chase
- PNC Bank
- TD Bank
Serbien
Ein europäisches (aber nicht EU!) Land, welches nicht im CRS teilnimmt und gute Banking Optionen anbietet ist Serbien. Das Land hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, ist für viele Europäer nah bzw. gut erreichbar
Vorteile: Kein CRS Mitglied, stabiles Land / Banken, weitgehend englisch sprachig
Russland
Russland steht Serbien sehr nahe und bietet ähnliche anonyme Banking Optionen wie Serbien. Jedoch ist es schwieriger in das Land zu kommen. Aktuell geht es tatsächlich nur über Serbien (Belgrad), Türkei (Istanbul) und VAE (Dubai und Abu Dhabi). Der Informationsaustausch ist seit dem Krieg stillgelegt.
Vorteile: Kein CRS Mitglied mehr, stabiles Land / Banken, weitgehend englisch sprachig
Montenegro
Noch ein europäisches nicht EU Land, welches das CRS nicht angenommen hat und stabile Banking Optionen bietet ist Montenegro.
Dominikanische Republik
Ein weiteres Land welches nicht am CRS teilnimmt und für viele interessant sein könnte ist die größte karibische Insel: Dominikanische Republik. Neben neben schönen Stränden, tollen Surferspots und gutem Essen bietet die Insel auch solide Banking Optionen.
Voraussetzungen: Reisepass, 3 Tage Aufenthalt
Vorteile: Kein CRS Mitglied, gute Stabilität, sehr günstig / kein minimum Deposit,
Folgende Banken sind empfehlen:
- Banco Popular Dominicano
- BHD Bank
- Banco Santa Cruz
Bonus: Georgien
Georgien nimmt zwar sei 2023 am CRS teil implementiert es aber noch nicht aktiv. Somit ist es noch im Graubereich für viele die anonymes Banking außerhalb der EU suchen. Banken wie TBC bieten Stabilität und sind auch durchaus Nutzerfreundlich.
Vorteile: Stabiles Land / Banken, gutes Online Banking, englischer Support
Voraussetzungen: Reisepass, Adresse (egal wo), Eröffnung remote via Notarielle Autorisierung
Kosten
Die Kosten für die Eröffnung eines Bankkontos hängen stark von der jeweiligen Bank ab und variieren hinsichtlich Eröffnungsgebühr, Mindesteinlage und monatliche Gebühren. Meist fallen aber nur wenige EUR pro Monat an Gebühr an.
Zusammenfassung
Ein anonymes Konto ist für viele aus diversen Gründen erstrebenswert, jedoch sollte man sich im klaren sein, dass die Meisten Länder aufgrund der EU und CRS für EU Bürger uninteressant sind. Es gibt nur wenige Länder die nicht Teil von diesen Informationsabkommen sind und gleichzeitig stabiles, sowie nutzerfreundliches Banking anbieten.